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David Golder

Roman

Erschienen am 03.11.2008
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442735099
Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 18.8 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Das gewaltige Porträt eines erbarmungslosen Machtmenschen David Golder hat mit Spekulationen Ende der 1920er Jahre ein riesiges Vermögen angehäuft. Er ist ein mächtiger Mann und er geht über Leichen. Als sein Kompagnon Selbstmord begeht, weil Golder ihn ruiniert hat, ist dies der Anfang des Niedergangs von David Golder. Ihm wird vorgeführt, dass seine Frau, ja selbst seine über alles geliebte Tochter nur hinter seinem Geld her sind. Als Golder längst resigniert und verarmt seinem Ende entgegendämmert, tut sich noch einmal die Möglichkeit eines gewaltigen Geschäftscoups auf. Und Golder will es noch einmal, ein letztes Mal, allen zeigen.

Autorenportrait

Irène Némirovsky wurde 1903 als Tochter eines reichen russischen Bankiers in Kiew geboren und kam während der Oktoberrevolution nach Paris. Dort studierte sie französische Literatur an der Sorbonne. Irène heiratete den weißrussischen Bankier Michel Epstein, bekam zwei Töchter und veröffentlichte ihren Roman "David Golder", der sie schlagartig zum Star der Pariser Literaturszene machte. Viele weitere Veröffentlichungen folgten. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Deutschen auf Paris zumarschierten, floh sie mit ihrem Mann und den Töchtern in die Provinz. Während der deutschen Besetzung erhielt sie als Jüdin Veröffentlichungsverbot. In dieser Zeit arbeitete sie an einem großen Roman über die Okkupation. Am 13. Juli 1942 wurde Irène Némirovsky verhaftet und starb wenige Wochen später in Auschwitz. 2005 entzifferte Némirovskys Tochter Denise Epstein das Manuskript, das als "Suite française" veröffentlicht und zur literarischen Sensation wurde.

Leseprobe

Nein', sagte Golder. Jäh hob er den Schirm der Lampe hoch, so daß ihr voller Schein auf das Gesicht von Simon Marcus fiel, der ihm an der anderen Seite des Tisches gegenübersaß. Einen Augenblick lang betrachtete er die Falten und Runzeln, die wie über ein dunkles, windgepeitschtes Wasser über Marcus' langes, eingesunkenes Gesicht liefen, sobald sich die Lippen oder Lider bewegten. Die halbgeschlossenen, schläfrigen Orientalenaugen aber blieben dabei ruhig, wie gelangweilt. Ein Gesicht, undurchdringlich wie eine Wand. Golder senkte vorsichtig den Arm aus biegsamem Metall, der die Lampe hielt. 'Zu hundert, Golder? Hast du nachgerechnet? Das ist doch ein Preis', sagte Marcus. Wieder sagte Golder: 'Nein.' Er setzte hinzu: 'Ich will nicht verkaufen.' Marcus lachte. Seine langen glänzenden Zähne mit den Goldplomben funkelten bizarr aus dem Schatten hervor. '1920, als du sie gekauft hast, deine berühmten Erdölaktien, was waren sie da wert?' fragte er mit seiner näselnden, ironischen, schleppenden Stimme. 'Ich habe zu vierhundert gekauft. Wenn diese Schweine von Sowjets die verstaatlichten Gebiete den Aktionären zurückgegeben hätten, wäre es ein gutes Geschäft gewesen. Schon 1913 war die Tagesproduktion von Teisk zehntausend Tonnen. Das ist kein Bluff. Nach der Konferenz von Genua sind meine Aktien erst mal von 400 auf 102 gefallen, weiß ich noch. " Und dann.' Er machte eine unbestimmte Handbewegung. 'Aber ich habe sie behalten. Damals hatte man ja Geld.' 'Ja. Ist dir jetzt klar, daß Ölfelder in Rußland im Jahr 1926 für dich reiner Dreck sind? Hä? Du hast doch weder Mittel noch Lust, selbst hinzugehen, um sie auszubeuten, denke ich mir? Mit denen lassen sich höchstens noch ein paar Punkte gewinnen, wenn man ein bißchen Bewegung an der Börse macht. " Hundert, das ist ein guter Preis.' Golder rieb sich lange die geschwollenen Lider, die ihm im Rauch, der das Zimmer erfüllte, brannten. Er sagte von neuem, leiser: 'Nein, ich will nicht verkaufen. Erst wenn die Tübingen-Petroleum dieses Abkommen für die Konzession von Teisk abgeschlossen hat, an das du denkst, dann verkaufe ich.' Marcus stieß ein ersticktes 'Ach so!' aus, und das war alles. Golder sagte schleppend: 'Ja, genau, das Geschäft, das du seit dem letzten Jahr hinter meinem Rücken betreibst, Marcus, genau das. "Hat man dir einen guten Preis für meine Aktien geboten, wenn das Abkommen einmal unterzeichnet ist?' Er schwieg, denn das Herz schlug ihm fast schmerzhaft, wie bei jedem Sieg. Marcus drückte langsam seine Zigarre in dem vollen Aschenbecher aus. 'Wenn er halbpart sagt', dachte Golder plötzlich, 'ist er erledigt.' Er senkte den Kopf, um Marcus' Stimme besser zu hören. Eine kleine Weile war es still, dann sagte Marcus: 'Wollen wir halbpart spielen, Golder?' Golder biß die Zähne zusammen: 'Was? Nein.' Marcus murmelte mit gesenkten Wimpern: 'Oh! Du solltest dir nicht noch einen Feind machen, Golder. Du hast doch schon genug.' Seine Hände umklammerten den Rand der Tischplatte und bewegten sich schwach, man hörte das flüchtige Kratzen der Nägel. Im Lampenlicht glänzten die langen, weißen, mit schweren Ringen überladenen Finger auf dem Mahagoni des Empire-Schreibtischs; sie zitterten leicht. Golder lächelte. 'Du bist nicht mehr besonders gefährlich heutzutage, mein Guter.' Marcus schwieg einen Augenblick, betrachtete seine lackierten Nägel. 'David. halbe-halbe.! Los.! Wir sind doch seit sechsundzwanzig Jahren Geschäftspartner. Schwamm drüber und laß uns wieder anfangen. Wenn du im Dezember da gewesen warst, als Tübingen mit mir geredet hat.' Golder drehte nervös an der Telephonschnur, wickelte sie um sein Handgelenk. 'Im Dezember', wiederholte er mit einer Grimasse. 'Ja. du bist gut. bloß.' Er schwieg. Marcus wußte so gut wie er, daß er im Dezember in Amerika gewesen war, um Kapital aufzutreiben für die Golmar, das Unternehmen, das sie seit so vielen Jahren wie Sträflinge aneinanderkettete. Aber er sagte nichts. Marcus s Leseprobe

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